Wahrnehmung unseres vergessenen Lebensraumes
Wir leben inmitten einer vertrauten Welt – und doch scheint sie uns mit jedem Tag entfernter zu werden. Die Straßen, durch die wir eilen, die Fassaden, an denen unser Blick abgleitet, die Orte, die uns einst Heimat waren, erscheinen uns heute als Kulisse eines gelebten, aber nicht mehr gespürten Lebens. Das Alltägliche wird unsichtbar durch Gewöhnung, das Nahe verliert seine Tiefe. Wir sehnen uns nach Wahrheit, nach Schönheit, nach dem Echten – und suchen es oft dort, wo es am fernsten liegt: in der Vergangenheit, in fernen Ländern, in digitalen Wirklichkeiten. „Wir leben in einer Welt, wo es mehr und mehr Information und immer weniger Sinn gibt“, schrieb Jean Baudrillard – und tatsächlich scheint unsere Gegenwart zunehmend durch Bedeutungsverlust geprägt. Raum und Zeit entkoppeln sich in unserem Erleben; das Hier und Jetzt wird zur Durchgangsstation, zur bloßen Funktion. Und so verschwindet das Wesentliche – nicht, weil es fehlt, sondern weil wir es nicht mehr sehen.
Meine Fotografie ist ein stiller Gegenentwurf dazu. Ein Versuch, das Banale zu entbergen, das Unscheinbare wieder leuchten zu lassen. Ich nehme mich in die Pflicht, mit der Kamera nicht das Spektakel zu suchen, sondern die Wahrheit im Kleinen. Durch bewusste Perspektiven, präzise Ausschnitte und feinfühlige Bearbeitung – mit Techniken wie Dunstentfernung, Klarheitsverstärkung, Rauschreduktion und HDR-Ästhetik – entstehen Bilder, die manchmal fremd wirken, weil sie das Vertraute neu zeigen. Sie laden ein, die eigene Umgebung wiederzuerkennen – nicht als Kulisse, sondern als Lebensraum. Mit TM Photodesign formen meine Frau Tamara (T) und ich (M=Marc) eine fotografische Handschrift, die uns selbst erinnert: an das Staunen, an das Wahrnehmen, an das Leben im Jetzt. Denn das Wertvolle ist nicht woanders. Es ist genau hier – wir müssen nur wieder hinsehen.